Früher war sie Teil der Abwasserentsorgung, heute ist sie überflüssig: Die Rede ist von der Klärgrube. In vielen ländlichen Gebieten existieren solche Gruben noch auf älteren Grundstücken, obwohl sie inzwischen an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen sind. Damit stellt sich für viele Hausbesitzer die Frage: Kann man die stillgelegte Klärgrube nicht einfach als Regenwasserspeicher nutzen? Die kurze Antwort: Ja, das ist möglich – aber nicht ohne Auflagen.
Warum überhaupt Regenwasser speichern?
Wasser wird immer kostbarer. Gerade in trockenen Sommern kann es sinnvoll sein, Regenwasser zu sammeln, um es später zur Gartenbewässerung oder für die Toilettenspülung zu verwenden. Eine stillgelegte Klärgrube bringt mit ihrem großen Volumen die besten Voraussetzungen mit. Doch die Umnutzung ist keine reine Bastelarbeit.
Technische Voraussetzungen für die Nutzung
Wer eine alte Klärgrube zum Regenwasserspeicher umfunktionieren möchte, muss sicherstellen, dass sie:
- vollständig geleert und gereinigt wurde (inkl. aller organischen Rückstände),
- baulich intakt und absolut dicht ist,
- eine ausreichende Belüftung sowie einen geschlossenen Deckel mit Kindersicherung besitzt,
- über einen Zulauf für Regenwasser (z. B. von Dachflächen) verfügt,
- und eine Entnahmemöglichkeit bietet (z. B. durch eine Pumpe oder ein separates Leitungsnetz).
Gerade der Punkt der Dichtheit ist wichtig: Alte Gruben waren nicht unbedingt dafür gedacht, dauerhaft Wasser zu speichern. Gegebenenfalls sind Sanierungsmaßnahmen notwendig.
Trennung von Trink- und Brauchwasser ist Pflicht
Wenn Regenwasser nicht nur im Garten, sondern auch im Haus (z. B. für Toilettenspülungen oder die Waschmaschine) eingesetzt werden soll, ist eine vollständige Trennung vom Trinkwassernetz gesetzlich vorgeschrieben. Das bedeutet:
- Es muss ein getrenntes Leitungsnetz für Brauchwasser installiert werden.
- Ein sogenannter Systemtrenner ist verpflichtend.
- Alle Entnahmestellen müssen klar gekennzeichnet sein.
- In einigen Fällen sind auch Rückschlagventile und Feinfilter erforderlich.
Hier ist es ratsam, einen Fachbetrieb einzubinden und sich bei der Kommune über die regionalen Vorschriften zu informieren.
Genehmigungspflicht und Meldung
Je nach Bundesland oder Gemeinde kann es erforderlich sein, die Umnutzung einer Klärgrube anzuzeigen oder genehmigen zu lassen. Auch wenn dies nicht in jedem Fall Pflicht ist, empfiehlt es sich aus Haftungs- und Versicherungssicht, die Nutzung mit den zuständigen Stellen abzustimmen.
Hinweis: Wer ohne Genehmigung handelt und beispielsweise eine verunreinigte Grube nutzt, riskiert nicht nur Umweltschäden, sondern auch empfindliche Bußgelder.
Vorteile der Regenwassernutzung
- Kosteneinsparung bei der Wasser- und Abwasserrechnung
- Ressourcenschonung durch Nutzung von Niederschlagswasser
- Beitrag zum Umweltschutz
- Unabhängigkeit bei Trockenperioden
Wann ist von der Nutzung abzuraten?
Nicht jede alte Klärgrube eignet sich automatisch zur Umnutzung. Die Nutzung ist nicht empfehlenswert, wenn:
- die bauliche Substanz der Grube mangelhaft ist,
- keine Möglichkeit zur Abdichtung besteht,
- Schadstoffe oder Altlasten im Boden nachgewiesen sind,
- keine separate Leitungsführung im Haus möglich ist.
Fazit
Eine stillgelegte Klärgrube kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll als Regenwasserspeicher genutzt werden. Die Umnutzung ist jedoch an klare technische und rechtliche Bedingungen geknüpft. Wer sie erfüllt, kann nicht nur Wasser sparen, sondern auch einen aktiven Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen leisten.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Klärgrube geeignet ist oder was bei der Umnutzung zu beachten ist, beraten wir Sie gerne persönlich.